Jahresbericht actMED 2015
1. Organisationsstruktur
2. Kooperationspartner
3. Projektbericht medizinischer Bereich
4. Projektbericht Gemeindetraining in Mosambik
5. Projektbericht Jose Luis Rodrigues in Mosambik
6. Projektbericht Reality Check Kurs in Deutschland
7. Mittelherkunft/ Mittelverwendung
1. Organisationsstruktur
actMED e. V. ist ein in Köln eingetragener Verein und verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige und mildtätige Zwecke i. S. d. Abschnitts „Steuerbegünstigte Zwecke“ der Abgabenordnung. actMED wurde 2014 von Jens und Eva Vaylann gegründet die seit vielen Jahren in verschiedenen Ostafrikanischen Ländern in medizinischer Hilfe tätig sind.
Die Organe des Vereins setzten sich aus dem Vorstand und dem Kassierer zusammen, die die Geschäftsführung bilden, und den Mitgliedern.
Zweck des Vereins ist die Förderung von Menschen in Afrika, dies umfasst
Medizinische Versorgung (ärztliche Tätigkeit in einem Krankenhaus in einer unterversorgten Region und Planung eines neuen Krankenhauses)
Medizinische Ausbildung (im Rahmen eines panafrikanischen Ausbildungsprogrammes für afrikanische Chirurgen)
Gemeindearbeit (Trainingsprogramm für lokale Kirchengemeinden um lokale Ressourcen zu identifizieren und mobilisieren, armutsfördernde Weltbilder zu überwinden und unabhängig von äußerer Hilfe zu werden)
2. Kooperationspartner
Um unsere Ziele umsetzen zu können, kooperieren wir in allen Bereichen mit etablierten Organisationen:
Medizinische Versorgung/ Medizinische Ausbildung
Jens und Eva Vaylann leben ab Januar 2017 fest in Kenia und sind angestellte Mitarbeiter im Tenwek Mission Hospital, Tenwek, Bomet, Kenia. Sie sind der ausführende Teil von actMED im Bereich Medizin und Ausbildung. Jens Vaylann ist ein Ausbilder im panafrikanischen Ausbildungsprogramm für afrikanische Chirurgen, der Pan African Academy of Christian Surgeons.
Gemeindearbeit
Für das Gemeindetraining in Mosambik kollaborieren wir mit einer gemeinnützigen Organisation aus Uganda, der Transforming Nations Alliance Uganda (TNA). Für den Reality Check- Kurs in Deutschland kollaborieren wir mit der Disciple Nations Alliance, USA.
3. Projektbericht medizinischer Bereich
Die meisten Länder auf dem afrikanischen Kontinent leiden unter extremen Fachärztemangel. Besonders die Chirurgie ist hiervon betroffen, da es akut an Ausbildungsmöglichkeiten fehlt. Lebensrettende Operationen sind für die meisten Menschen im subsaharischen Afrika unerreichbar.
Die Fachärztedichte beträgt 1:50.000 (1:263 in Deutschland, WHO 2014). Für die Menschen, die in ländlichen und infrastrukturell abgeschiedenen Regionen leben, verschlimmert sich die Situation noch durch die Abwanderung der Ärzte in die größeren Städte und vor allem ins lukrativere Ausland.
In Tenwek, Kenia befindet sich ein 300 - Betten großes Lehr- Krankenhaus mit einer breiten Palette von medizinischen Dienstleistungen. Es wurde 1937 im Südwesten Kenias auf einer Höhe von 2100m ü. M. von der gegründet und hat sich zu einem der größten Missionskrankenhäuser in Ost-Afrika entwickelt. Es stellt die primäre Gesundheitsversorgung für eine Region in der 800.000 Menschen leben dar und dient für die gesamte Region, in der 8,5 Millionen Menschen leben, als chirurgisches Überweisungskrankenhaus.
Die Pan - African Academy of Christian Surgeons (PAACS) ist eine Kommission der amerikanischen Christian Medical and Dental Association. PAACS wurde 1997 gegründet, und ist führend in dem Konzept der medizinischen Ausbildung in Entwicklungsländern. Ziel ist die Ausbildung von akkreditierten afrikanischen Chirurgen in Afrika die auch nach ihrer Ausbildung in Afrika bleiben, und somit ist PAACS eine strategische Antwort auf den extremen Mangel an chirurgischen Fachärzten in Afrika. Die Ausbildungsprogramme laufen in afrikanischen Krankenhäusern die sich in unterversorgten, ländlichen Regionen befinden. PAACS hat derzeit 12 Programme in 10 Ländern und bildet somit fast 90 Chirurgen pro Jahr aus. Damit stellt PAACS mehr als die Hälfte alle Chirurgen in Ost- Afrika.
Tenwek Mission Hospital ist eines dieser Krankenhäuser an denen ein Programm stattfindet. Familie Vaylann wird ab Januar 2017 in Tenwek leben und Jens Vaylann in diesem Programm ausbildend mitarbeiten. Im Januar 2016 war er bereits dort und bereitet jetzt alle Notwendigkeiten vor. Das langfristige Ziel ist, dieses Programm in ein anderes Krankenhaus in einer stark unterversorgten Region zu etablieren und so medizinische Versorgung für die dort lebenden Menschen zugänglich zu machen. Dafür wird das Ehepaar Vaylann in den nächsten 3 Jahren in Kenia ein strategisches Team aus afrikanischen Kollegen zusammenstellen. Das kann entweder bedeuten eine bereits existierende Gesundheitsstation zu einem Krankenhaus aufzubauen, oder einen Neubau planen zu müssen. Das Unternehmen wird eingebettet in das nationale, staatliche Gesundheitssystem geplant.
4. Projektbericht Gemeindetraining in Mosambik
2015 hat actMED in Nampula, Mosambik ein Gemeinde- Trainingsprogramm gestartet. Das Programm besteht aus 10 Modulen die über einen Zeitraum von 5 Jahren laufen. Das Programm richtet sich an Pastoren und lokale Autoritäten. In den einzelnen Modulen werden die Teilnehmer darin unterstützt
lokale Ressourcen zu identifizieren und zu mobilisieren
Eigenverantwortlich und unabhängig von äußerer Hilfe Dorfentwicklungs-Projekte zu starten und zu leiten, die den Nöten und Herausforderungen in ihrer Gesellschaft begegnen
Armutsfördernde Weltbilder zu überwinden
In jedem Modul findet auch die Vermittlung von sogenannten „basic life skills“ statt: Die Teilnehmer erhalten Schulungen über Gesundheit, Hygiene, Finanzmanagement, Ehe und Familie. Die Schulungen sind so aufgebaut, das die Teilnehmer auch direkt dazu befähigt werden ihr erworbenes Wissen weiterzugeben und so zu Multiplikatoren des Programms werden können. Das Training besteht neben einem Schulungs-Teil auch aus einem praktischen Teil in dem die Teilnehmer herausgefordert werden in Dorfentwicklungs-Projekten gelerntes im Alltag umzusetzen. Das besondere an diesen Dorfentwicklungs-Projekten ist, das die Teilnehmer dabei keinerlei Hilfe von außen bekommen- weder bei der Ideenfindung noch bei der praktischen Durchführung. Weder Geld noch Rat kommt von außen. Alles Erreichte ist somit vollständig in Eigenverantwortung und Kompetenz der Teilnehmer entstanden und zeichnet sich deswegen durch eine hohe Nachhaltigkeit aus (im Gegenteil zu klassischen Entwicklungsprojekten wo die Veränderung von außen kommt).
Wir führen dieses Training in Partnerschaft mit der Transforming Nations Alliance (TNA) durch. Vor Ort partnern wir seit Jahren mit Jose Luis Rodrigues der die Durchführung des Programms organisiert. Damit wird dieses Programm ganz nach dem actMED-Konzept durchgeführt: wir sind als Organisation von außen soweit es geht im Hintergrund, alles Entscheidende wird von den Leuten vor Ort geregelt. Dadurch wird Kompetenz, Eigenverantwortung und Unabhängigkeit bei den Teilnehmern geschaffen, die traditionelle Rolle von Gebenden und Empfängern wird aufgebrochen. Auch das Finanzierungsvolumen des Projektes bleibt klein, da von actMED nur die Kosten des Trainings übernommen werden, die daraus entstehenden Dorfentwicklungsprojekte werden von den Teilnehmern selber finanziert.
An dem ersten Modul haben 35 Pastoren aus 11 verschiedenen Gemeinden von 4 verschiedenen Denominationen teilgenommen. Eines der beschreibenden Zitate von einem Pastor: " Ich habe mich immer für arm gehalten, aber das Training hat mir die Augen geöffnet und ich sehe jetzt das Gold auf dem ich sitze!“
Entstandene und weiter fortgeführte Dorfentwicklungs-Projekte des ersten Moduls sind:
Projekt 1: Regelmäßiges Einsammeln von Abfall und leichte Straßenverbesserungsarbeiten Übergemeindlich organisierte Teams füllen die Lücke einer staatlichen Straßenreinigung und schaffen so mehr Lebensqualität indem sie selber Verantwortung für ihre Umweltgesundheit übernehmen.
Projekt 2: Kindertagespflege
Hier können ca. 30 Kinder regelmäßig eine Mahlzeit bekommen und in Portugiesisch unterrichtet werden- die spätere Unterrichtssprache, die leider die wenigsten gut genug sprechen können und so in der Schule von Beginn an zurückbleiben.
Projekt 3: Engagement gegen Armut beginnt in den Herzen und Köpfen aller Beteiligten
Pastor Sabala verteilt Grundnahrungsmittel an die Witwen und Älteren der Community. Indem eine (selber) arme Gemeinde Verantwortung für die Menschen übernimmt die am Rande der Gesellschaft stehen, durchbricht sie die traditionelle Rolle von westlichen Gebern und armen Empfangenden.
Projekt 4: Versöhnung und Vergebung nach jahrelangen Anfeindungen und Flüchen
Jetzt können die Gemeinden gemeinschaftlich mehr erreichen und haben insgesamt mehr Friede und Freiheit in ihre Gesellschaft gebracht, in der Menschen in Angst vor Neid und Verfluchung leben das die persönliche Weiterentwicklung stark gehemmt hat.
Projekt 5: Bau von öffentlichen Toiletten
Durch den Betrieb von öffentlichen Waschräumen wird ein großer Beitrag zur Verbesserung der allgemeinen Gesundheitssituation geleistet indem vielen Krankheiten vorgebeugt wird. Verantwortliche: Pastoren Odencio Salvador, Yohane Maconjessa
Die entstandenen Projekte sind von ihrem zugrunde liegendem Weltanschauungsansatz her teilweise sehr herausfordernd für die Menschen dort die traditionell zusätzlich zum Christentum zu dem sie sich bekennen auch in animistischen Glaubenspraktiken verwurzelt sind in denen armutsfördernde, fatalistische Weltbilder dominieren. Die sichtbaren Projekte sind ein Beweis dafür wie Gott ihre Herzen bewegt und verändert hat.
Die Kosten für dieses Trainings- Programm hat actMED komplett übernommen, da es unseren afrikanischen Partnern in diesem Stadium noch nicht möglich ist ein Projekt in dieser Höhe alleine zu stemmen. Die daraus entstandenen Projekte wurden von den Teilnehmern selber finanziert.
Für das Projekt 2: Kindertagespflege, hat Jose Luis Rodrigues um finanzielle Unterstützung gebeten da die Gemeinde zukünftig nicht für 30 Kinder täglich eine Mahlzeit finanzieren kann.
5. Projektbericht Jose Luis Rodrigues in Mosambik
actMED verfolgt ein Konzept, das lokale Menschen die in Armut leben zu Autonomie und Handlungsfähigkeit verhilft. Deswegen betreibt actMED selber auch keine Hilfsprojekte wie z. B. Waisenheime usw. Wir unterstützen lokale Leiter darin, ihre Ressourcen zu identifizieren und zu mobilisieren, und unabhängig von äußerer Hilfe auf die Nöte ihrer Gesellschaft zu antworten. Seit vielen Jahren unterstützen wir in einen solchen mutigen Menschen der sich in seiner Gemeinde engagiert: Jose Luis Rodrigues, unser Mitarbeiter in Nampula, Mosambik leitet ein Projekt das Kinder in Not im Focus hat:
Einschulungsprogramm "von der Straße in die Schule" und Unterstützung mit Lebensmitteln
Jose versorgt Familien, die in großer existentieller Armut leben, mit Lebensmitteln und Schulgeld sowie alle nötigen Schulmaterialien (Schuluniform, Bücher und Schreibmaterial). So können die Kinder die Schule besuchen und in ihrer gewohnten Umgebung bleiben und sind nicht gezwungen, auf sich gestellt auf der Straße zu leben. Auf diese Weise hat Jose in den letzten sechs Jahren über einhundert Kindern eine Schulbildung ermöglicht. Da Jose in dem Umfeld in dem er arbeitet selber groß geworden ist, kennt er die Familien und ihrer Lebenssituation gut.
Weitere Aktivitäten von Jose Luis Rodrigues:
Waisenheim:
In seinem Waisenheim begleitet und unterstützt er die Kinder dabei, ihre Zukunft positiv zu gestalten. Momentan kann er ungefähr zehn Kindern eine Mahlzeit pro Tag, Kleidung, Unterkunft und Schulgebühren ermöglichen. Zusätzlich unterrichtet er sie in Englisch und Gemüseanbau.
Leider ist von den drei Jungen die 2014 zurück auf die Straße kehrten, nur einer wieder zurückgekommen.
Aufgrund von größeren Spenden konnte Jose 2015 einen neuen Schlafsaal für die Jungen bauen da der alte vom Sturm zerstört worden war. Auch konnte er ein neues Gebäude errichten, das als Speisesaal dient.
Das neu entstandene Gemeindeprojekt „Kindertagespflege und Vorschule“ wird auf dem Gelände von Jose stattfinden. Dazu wurde der Zaun ausgebessert.
6. Projektbericht Reality Check Kurs in Deutschland
actMED möchte nicht nur in einer Region in Afrika arbeiten und dort Menschen helfen aus Armut auszubrechen, sondern wir möchten auch hier in Deutschland einen Beitrag zu Armutsverständnis- und Prävention leisten. Deswegen bieten wir in Partnerschaft mit der Disciple Nations Alliance (USA) ab 2016 in Deutschland einen Kurs an, der herausfordert
armutsfördernde Denkschemata zu hinterfragen
Armut global verstehen lernen
auf die Herausforderungen unsere Gesellschaft Antworten in Wort und Tat zu finden
Inhaltlich verantwortlich ist Disciple Nations Alliance (DNA), (USA). Es handelt sich dabei um 50 interaktive Lehr- Videos je ca. 10-20 min lang in englischer Sprache. Dazu gibt es in dem praktischen Teil noch Arbeitsmaterial. actMED ist seit 2015 offizieller Partner von DNA und hat die kompletten Kursmaterialien ins Deutsche übersetzt und kontextualisiert. Im Moment befinden wir uns dabei die Videos neu zu verfilmen, d.h. Aufnahme des Sprechers und schneiden. Das ist ein ziemlich großes Projekt an dem nur zwei ehrenamtliche Mitarbeiter arbeiten, und wir hoffen es Mitte des Jahres abschließen zu können.
7. Mittelherkunft und Mittelverwendung
Projektausgaben: 93, 5 % Zweckgebundene Verwaltungsausgaben: 6, 5 %